Der Modelleur Robert Richter wurde am 14. April 1874 in Obergeorgenthal (Bezirk Brüx / Böhmen) geboren. In der Ilmenauer Porzellanfabrik war Richter erstmals von 1894 bis 1899 als Modelleur tätig.
Inzwischen in Nürnberg als Modelleur beschäftigt, ehelichte er am 8. August 1905 in Kaaden, die am 8. Oktober 1878 geborene und in der Heiligengasse 5 wohnhafte Rosa Franziska Schubert. Richter arbeitete bald darauf freischaffend in seinem "Atelier für Keramik" in Kaaden, wo er für Bauer & Pfeiffer in Schorndorf, für die Porzellanfabrik in Moschendorf und für die Porzellanfabrik W. J. Hermann in Brüx Modelle entwarf.
Am 14. August 1907 beauftragte ihn die Ilmenauer Porzellanfabrik mit der Anfertigung neuer Modelle, wobei er unter Androhung einer Konventionalstrafe von 1000 Mark zu Diskretion und Vertraulichkeit bei der Ausführung verpflichtet wurde. Die Übergabe der entworfenen Modelle erfolgte am 5. März 1908 auf der Leipziger Frühjahrsmesse, wo
Richter zugleich der Posten des 1. Modelleurs in Aussicht gestellt wurde. In seinem daraufhin verfassten Bewerbungsschreiben bat Richter aus "gewissen Gründen" um eine baldige und dauerhafte Anstellung. Am 15. September 1908 trat Richter schließlich den in Aussicht gestellten Modelleursposten an, wobei er einen jährlichen Erholungsurlaub von 8 Tagen und ein Monatsgehalt von 225 Mark mit Fabrikdirektor Theodor Albrecht aushandelte.
Der 1. Weltkrieg unterbrach seine Tätigkeit. Richter kündigte am 13. August 1914, diente vom 15. Juni 1915 bis zum 10. November 1918 im Felde und kehrte am 15. Januar 1919 wieder in den Betrieb zurück. Wegen Mangel an Arbeit gab Richter am 31. März 1922 seine Stelle als Modelleur in Ilmenau auf. Eine Beurteilung aus jener Zeit beschreibt ihn als einen soliden und anständigen Menschen, als brauchbaren Modelleur, der stets sauber arbeitet.
Seine Heimatstadt Kaaden war nun Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei und Richter somit tschechoslowakischer Staatsangehöriger. An seiner neuen Arbeitsstelle in der "Fabrik für technisches Porzellan" in Abo (Finnland) erfuhr Richter im Januar 1925, dass in der Ilmenauer Porzellanfabrik seit seinem Weggang kein Modelleur mehr angestellt war, man nun jedoch für die Schaffung neuer Modelle einen solchen wieder suche. Direktor Albrecht war am 16. Februar 1923 verstorben und der neue Fabrikdirektor Max Steger vermochte in Deutschland trotz Annoncen im "Sprechsaal" und genügend Offerten nur einige ältere Modelleure zu finden, die später wegen Wohnungsmangel auf eine Annahme verzichteten. Daher wurde Richter gebeten, sobald wie möglich in die Ilmenauer Porzellanfabrik zurückzukehren. Nur er sei mit den Fabrikationsverhältnissen vertraut und könne geeignete Modelle fertigen. Richter hatte in Abo wohl eine gute Stelle, sehnte sich aber trotzdem wieder nach der Heimat zurück. Er war jedoch an die Einhaltung der Kündigungsfrist seines Jahreskontrakts in Abo gebunden, wodurch der Wiedereintritt in die Ilmenauer Porzellanfabrik erst am 1. Juni 1925 erfolgte. Für den Erhalt einer Einreiseerlaubnis nach Deutschland war beim Deutschen Konsulat in Abo die schriftliche Fürsprache der Kreisdirektion Arnstadt, als auch die persönliche Vorsprache Richters erforderlich.
Während seiner Rückreise über Stockholm, Kopenhagen und Berlin begutachtete Richter auf Wunsch von Direktor Steger in maßgebenden Firmen, bei Vertretern und in Warenhäusern ausgiebig die Neuheiten an Dejeuners, Vasen und Dekoren. Für seine Rückkehr machte Richter, der in seinem Privatraum in der Universitätsgatan 13 B noch eine alte Drehscheibe aus der Konkurszeit aufbewahrte und zu diesem Zeitpunkt bereits allein lebte, gegenüber Direktor Steger eine 2- bzw. 3-Zimmer-Wohnung innerhalb eines zweistöckigen Neubaus am Hangeberg sowie eine anteilige Übernahme der Umzugskosten von Kaaden nach Ilmenau zur Bedingung.
Nach seiner Ankunft in Ilmenau wurde Richter jedoch zunächst ein Quartier beim Porzellanmaler Willi Leffler im Krankenhausweg 2 zugeteilt. Bis zu seinem Ruhestand am 31. Januar 1947 gestaltete Richter eine Vielzahl von Service- und Zierporzellan-Formen. Außerdem entwarf er 1936 die bekannte Graf von Henneberg Porzellan - Bodenmarke. Robert Richter starb am 5. Februar 1950 in Ilmenau. Ehemalige Wohnadressen von Richter in Ilmenau waren über die Jahre:
1896 Lindenstr. 38,
1911 Sedanstr. 7,
1914 Amtsstr. 3,
1922 Markt 5,
1929 Unterpörlitzer Str. 2,
1932 Neue Str. 21,
1938 Gabelsberger Str. 16,
1950 Lindenstr. 24.